&journal KONTAKT

Die aktuelle Ausgabe des &journals mit dem Thema Kommunikation trägt den Titel KONTAKT
mit Beiträgen von Markus Sowa, Florian Mitgutsch, Markus Stenger, Edward Beierle, Frank Kaltenbach, Nicola Borgmann und Thomas Rehn
Grafik: Büro Josef Grillmeier

Editorial

Liebe LeserInnen,

im Kontakt zu sein mit seinem Gegenüber ist eine Grundvoraussetzung für gelungene Kommunikation. Wie kann man über ein Printmedium in Kontakt treten? Ist es nicht immer eine Einbahnstraße? Was könnte für unsere LeserInnen inspirierend sein, und wie entsteht daraus mehr als nur ein Lesegenuss?

Die Ausgabe KONTAKT des &journals thematisiert die Kommunikation über Architektur. Hierbei geht es nicht darum, Architektur zu beschreiben, sondern vielmehr, herauszufinden, ob Beschreibung auf Architektur und Städtebau einen Einfluss haben kann. Wie beschreibt man ein noch nicht gebautes Gebiet so, dass dort etwas Lebendiges entsteht? Kann man sich die Performativität der Sprache zunutze machen um guten Städtebau zu fördern? Vor kurzem war die Stadtbaurätin von Kopenhagen, Tina Saaby in München auf einer Tagung und beschrieb, wie die dortigen Planbezeichnungen zwar einen Parameter setzen, aber keine starren Regeln aufstellen. In einem Bebauungsplan in Kopenhagen wird ein unbebauter Bereich „area where you want to stay“ benannt, statt Platz, Freifläche oder Pocketpark, wie bei uns üblich. Also „ein Bereich, in dem man sich aufhalten MÖCHTE“. Als PlanerIn entstehen durch solche Bezeichnungen sofort Bilder, die zweifelsfrei den Ort lebendiger machen; im Gegensatz zu Begriffen, die so langweilig wie inhaltsleer sind. Insofern bot womöglich auch der Titel „Freespace“ der diesjährigen Architekturbiennale in Venedig zu wenig Inspiration, um die Kuratoren und Architekten in einer so monumentalen Schau inhaltlich zusammenzuführen.

Manchmal können aber auch nicht-architektonische Mittel angewendet werden, um mit einem Ort in Kontakt zu treten. Die App What3words ist ein weltweites Adresssystem in dem sich kreatives Potential verbirgt. Über einen Algorithmus wird aus einer Auswahl von 40.000 Wörtern eine Kombination von drei Wörtern einer eindeutigen Adresse zugeordnet, die sich als 3 x 3 Meter Quadrat in einem erdumspannenden Netz befindet. Schwer zugängliche Orte sind somit genauestens zu lokalisieren und auch Nomaden können von Amazon liefern lassen. Daher nutzt beispielsweise der national delivery service der Mongolian Post das System seit 2 Jahren. Aber es ist nicht nur einfach und nützlich, sondern kann auch als Instant Poetry Generator genutzt werden. So sitze ich hier an meinem Arbeitsplatz unter „königin.sohn.geworden“. Und manchmal bietet ein kurzer Blick auf what3words eine frische Perspektive auf einen profanen Ort oder auch nur ein Schmunzeln.

Auftakt in der Ausgabe KONTAKT macht Markus Sowa von der Kooperative Grossstadt in der Rubrik Staffellauf mit einem Beitrag über engen räumlichen Kontakt. Das Interview mit Markus Stenger von Stenger2 Architekten zeigt Einblicke in die Welt eines Architekten, der über das Bauen hinaus verschiedene Formen der Kontaktaufnahme gewählt hat. Und Edward Beierle hält in seinen Fotografien nicht nur Orte fest, er erzählt auch Geschichten in einer. So ist auch die Vorprogrammierung eines zu bebauenden Ortes mit Geschichten interessant. Der leitender Baudirektor, Stadtplaner der Landeshauptstadt München Thomas Rehn hat eine Kurzgeschichte über ein zukünftiges Freimann geschrieben, in der Annahme, dass man durch Narrative Orte schon in der Planungsphase mit Leben füllen könnte, um in die Zukunft hineinzuwirken. Martin Schnitzer unterhält sich mit der Leiterin der Architekturgalerie Nicola Borgmann über die Vermittlung und Ausstellung von Architektur. Und es gibt neben der Ankündigung unserer nächsten Ausstellung, den Terminen der ARCHICAD Sonderschichten auch einen ausführlichen Rückblick auf unser Symposiums ABGEFAHREN von Frank Kaltenbach.

Zu guter Letzt möchte ich den Anfang eines Zitates von Josef Beuys wiedergeben:
„Lass dich fallen, lerne Schlangen beobachten, pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemanden Gefährlichen zum Tee ein, mache kleine Zeichen, die „Ja“ sagen und
verteile sie überall in deinem Haus […]“

Was würde ein Aufruf bewirken, im öffentlichen Raum einen unmöglichen Garten zu pflanzen? Könnte dies gemeinschaftliche Aktion bewirken und aufs Mitmachen Lust machen? Und wenn in der Stadt überall kleine Zeichen für „Ja“ sichtbar wären, gäbe es vielleicht mehr Interaktion der Stadtgesellschaft?

Ich freue mich, wenn es uns gelingt, mit Ihnen auch über diese Ausgabe hinaus in Kontakt zu treten und Ihre Kommunikation über Architektur zu inspirieren.

Mit herzlichen Grüßen

Julia Hinderink

&journal by Schnitzer& is published quarterly with a limited edition of 6000.
It features current building projects of our clients all over Bavaria and a new architecture photographer each edition. The column "Staffellauf", focusses on the main theme of the current issue from a personal perspective. An illustration will interpret and complement each column.
Announcements and reviews of Schnitzer& events as well as external contributions of events we are associated with complete the coverage.
Currently available at Schnitzer& , Munich.

We are happy to send copies on request.
Please send an email to: redaktion@schnitzerund.de